Mehr ist möglich! Was Betriebe tun können, damit Mütter ihre Arbeitszeitwünsche umsetzen können.
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Ziel und Hintergrund
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Die Studie untersucht, wie Unternehmen dazu beitragen können, dass teilzeitbeschäftigte Mütter ihre Arbeitszeit (nach Möglichkeit) erhöhen können, und identifiziert dafür wirksame Rahmenbedingungen.
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Hintergrund ist der demografisch bedingte Fach- und Arbeitskräftemangel in Deutschland sowie das vorhandene, aber weitgehend ungenutzte Potenzial teilzeitbeschäftigter Mütter.
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Zielgruppe: teilzeitbeschäftigte Mütter (Regelarbeitszeit < 36,5 h), in Betrieben mit mindestens 5 Angestellten, ohne Selbstständigkeit oder Freiberuflichkeit. Befragt wurden 1.504 Mütter zwischen 14. April und 21. Mai 2025.
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Es wurde eine rein deskriptive, nicht gewichtete Auswertung durchgeführt.
Ergebnisse
Gründe für Teilzeitarbeit
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Der dominierende Grund: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, speziell der Wunsch nach mehr Zeit für Kinder (93 % nennen diesen Aspekt, 35 % als Hauptgrund).
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Weitere häufig genannte Gründe: Hausarbeit, mangelnde Mitbeteiligung von Partner:innen, unzureichende bzw. unflexible Kinderbetreuungsangebote.
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Die Gründe sind oft kumulativ: 79 % der Mütter nennen mehrere Gründe.
Status quo: Wunsch nach Arbeitszeitausweitung
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Aktuell möchten 17 % der befragten Mütter ihre Arbeitszeit (unter den bestehenden Bedingungen) erhöhen, 8 % reduzieren, der Rest möchte sie beibehalten.
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Viele betrachten die Teilzeit eher als Zwischenlösung: 79 % geben an, sie würden ihre Arbeitszeit erhöhen, sobald die Kinder älter sind (bei jüngstem Kind < 3 Jahre sind es 89 %).
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Mütter sehen sowohl den Staat als auch Arbeitgeber in der Pflicht, besser geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen: 91 % stimmen zu, dass Arbeitgeber hierfür verantwortlich sind; 94 % fordern, dass Arbeitgeber Bedingungen schaffen, um Arbeitszeiterhöhungen zu ermöglichen.
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Über die Hälfte der Mütter mit Änderungswunsch haben bereits darüber nachgedacht, den Arbeitgeber zu wechseln, um ein passenderes Stundenpensum zu realisieren.
Einfluss verbesserter betrieblicher Bedingungen
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Unter besseren betrieblichen Bedingungen wären 45 % der teilzeitbeschäftigten Mütter bereit, ihre Arbeitszeit zu erhöhen – das ist ein Zuwachs um 28 Prozentpunkte gegenüber dem aktuellen Wunsch von 17 %.
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Bei diesen Müttern läge die durchschnittliche erhöhte Arbeitszeit bei ca. 33 Stunden/Woche, gegenüber aktuell etwa 24,3 h — also eine Erhöhung um etwa 8,6 Stunden pro Woche.
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Hochgerechnet entspräche dieses Potenzial etwa 1,6 Millionen Müttern mit ca. 14 Millionen zusätzlichen Wochenstunden, also rund 350.000 Vollzeitäquivalenten (bei 40 h-Woche)
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Das Potenzial zur Erhöhung ist besonders bei Müttern jüngerer Kinder ausgeprägt: bei jüngstem Kind < 3 Jahre zeigen 58 %, bei 3–6 Jahren 48 %, bei 6–12 Jahren 44 % Bereitschaft.
Handlungsempfehlungen für Unternehmen (12 Praxistipps)
Die Studie gibt eine Reihe praktischer Empfehlungen, um das Potenzial teilzeitbeschäftigter Mütter besser zu aktivieren:
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Dialog fördern – Gesprächsangebote zwischen Arbeitgeber:innen und Mitarbeiterinnen schaffen, um individuelle Lösungen zu finden.
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Probezeiten einführen – Zeitlich befristete Phasen zur Arbeitszeitausweitung, mit Evaluierung.
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Arbeitszeitwünsche regelmäßig thematisieren – z. B. in Ziel- oder Entwicklungsgesprächen.
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Transparenz über freie Stellen / Stundenäquivalente bieten – damit Mitarbeitende sehen, wo Potenzial besteht.
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Führungsrollen sensibilisieren – damit Führungskräfte Gesprächsbereitschaft zeigen und individuelle Modelle ermöglichen (z. B. Teilzeit, Unterbrechungen).
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Homeoffice nutzen, soweit möglich – und erfragen, ob damit eine Erhöhung möglich wäre.
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Kommunikation von oberster Ebene initiieren – z. B. durch Geschäftsführer:innen, um Signalwirkung zu erzeugen.
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Vorurteile abbauen / mehr Vertrauen schenken – indem Müttern Verantwortung übertragen wird und transparent wird, welcher Stundenumfang wofür nötig ist.
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Vorbild-Modelle etablieren, z. B. Jobsharing, reduzierte Vollzeitstellen oder Führungskräfte in Teilzeit.
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Kooperation mit anderen Unternehmen – insbesondere bei kleinen Betrieben, um gemeinsame Lösungen z. B. für Kinderbetreuung zu entwickeln.
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Maßnahmen regelmäßig evaluieren und bei geringer Nachfrage anpassen – z. B. in Zuschüsse wandeln.
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Familienbewusste Unternehmenskultur aktiv gestalten – weg von Präsenzdenken, hin zu Ergebnissenorientierung.
Bewertung & Implikationen
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Die Studie macht deutlich, dass ein erheblicher Anteil des Potenzials teilzeitbeschäftigter Mütter bisher ungenutzt bleibt – und dass Unternehmen durch geeignete Rahmenbedingungen Einfluss nehmen können.
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Die identifizierten Maßnahmen sind überwiegend praktikabel auch für kleinere Unternehmen und benötigen nicht unbedingt hohe finanzielle Mittel – oft sind Flexibilität, Kommunikation und Führungskultur ausschlaggebend.
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Wichtig ist der Ansatz, nicht nur eine einzelne Maßnahme einzuführen, sondern Maßnahmen kombiniert und auf die individuellen Lebenslagen der Mütter abgestimmt.
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Die Studie zeigt auch das Spannungsfeld zwischen familienpolitischen Rahmenbedingungen (z. B. Kinderbetreuung) und unternehmensinternen Gestaltungsfeldern: Beide Ebenen sind relevant.
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Die methodische Einschränkung (keine Gewichtung, deskriptive Auswertung) sollte bei Interpretation berücksichtigt werden; dennoch bieten die Ergebnisse einen wertvollen empirischen Einblick in die Perspektive betroffener Mütter.